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Sehrt, Julia

Julia Sehrt ist 1989 in Dnipro, Ukraine, geboren, und lebt seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr in der Nähe Hannovers. Hauptberuflich als Verwaltungsfachwirtin tätig, widmet sie ihre Freizeit den Windungen des Geistes und entdeckt somit neben der Liebe zu Tanz und Theater auch ein Faible für Poesie.

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Ein kurzes Interview mit der Autorin:

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Es ist vielmehr so, dass das Schreiben zu mir gekommen ist. Plötzlich waren die Zeilen da, die Ideen und Gedanken, die sich reimten und um mich herum immer »dichter« wurden – ich musste sie einfach zu Papier bringen! Es war dieses ambivalente Gefühl aus »es muss sich manifestieren und aus meinem Kopf raus« und »ich muss es aufschreiben, sonst ist es endgültig weg«.

Ist dies Ihre erste Veröffentlichung?
»NACHTS LEUCHTEN KEINE STERNE« ist meine erste Veröffentlichung, aber definitiv nicht die letzte. 😉

Was waren Ihre Beweggründe, dieses Buch zu schreiben?
Die Gedichte in »NACHTS LEUCHTEN KEINE STERNE« sind überwiegend depressiven Charakters. Ich habe zum Zeitpunkt der Zusammenstellung auch andere Werke in meiner Sammlung gehabt, habe mich aber für diesen Band ausgerechnet für diese dreizehn Gedichte entschieden, da ich glaube, dass die Poesie heilende Wirkung für die Seele haben kann und möglicherweise jemandem helfen könnte, schwierige Phasen im Leben zu meistern, wenn man merkt, dass man mit solch düsteren Gefühlen und Gedanken nicht alleine ist.

Gab es einen Antrieb aus dem Familien- oder Freundeskreis, das Buch zu veröffentlichen?
Es gab die Idee, meine Gedichte »irgendwo an einem Ort zu sammeln«, damit sie nicht verloren gehen, doch dass es ein Buch werden würde, ist für alle immer noch ein kleines Wunder!

Woher kam die Idee/die Inspiration zu Ihrem Buch?
Vor einigen Jahren hatte ich eine schwierige Phase, die ich hoffte, mittels Poesie zu überwinden oder zumindest zu mildern. Ich erinnere mich noch wie ich vor Bücherregalen in einer Buchhandlung stand, in den Büchern blätterte und einfach nichts fand, was mit meiner Seele und dem, was darin zu der Zeit vor sich ging, resonieren würde. Das waren die ersten Momente, in denen ich dachte, eigentlich müsste man doch so etwas schreiben, es müsste doch so etwas auf dieser Welt geben! Wenn man so will, entstand damals, vor Jahren, die Idee zu meinem aktuellen Buch.

Haben Sie bereits ein neues Buch in Planung?
Ein weiteres Buch von mir ist sogar bereits fertig geschrieben – ihm fehlt nur noch »der letzte Schliff«. 🙂

Falls ja: Können Sie schon etwas darüber verraten?
So viel kann ich schon sagen: mein nächstes Buch wird vom Grundcharakter her ganz anders werden als »NACHTS LEUCHTEN KEINE STERNE« es ist. Und das verrate ich auch noch: es wird ein Märchen bzw. eine Legende werden, in Form eines Gedichts, wie es Solches noch nicht gab. Sie dürfen gespannt sein! 🙂

Wo schreiben Sie am liebsten?
Ich schreibe überall – einen präferierten Ort hierfür gibt es nicht. Die Zeilen überkommen mich einfach und ich muss sie in dem Moment festhalten, wenn sie wie eine Welle über mich her schlagen! Das Einzige, was ich hoffe, ist dass es nicht passiert, während ich in der Einschlaf- oder Aufwachphase bin, denn auch Solches ist bereits vorgekommen und es mir in solchen Momenten nicht immer leicht gefallen ist, mich zu überwinden, aufzustehen und ans Schreiben zu setzen. Da muss ich immer abwägen und inzwischen weiß ich: es gilt die Prämisse »jetzt oder nie«, da die Zeilen im Zweifel dann ganz weg sind.

Haben Sie bestimmte Schreibrituale?
Nein, überhaupt nicht. Wann mich meine Muse küsst, entscheidet sie ganz allein! Ich weiß nur, dass ich dann wie in einer Art Trance bin und alles festhalten muss, solange es da ist. Ich kann diesen Zustand auch weder herbeischwören noch kontrollieren. Ich habe schon überall geschrieben: im Wartezimmer eines Arztes, auf dem Heimweg nach dem Einkaufen, im Bett, am Rechner, in der Bahn … Das Schreiben überkommt mich, nicht umgekehrt.

Was lesen Sie selbst gerne für Bücher?
Die besten Bücher, auf denen unsere Kultur und unser kollektives Verständnis aufgebaut sind, sind mir die liebsten – es sind die Klassiker.

Was ist Ihr Lieblingsbuch?
Hier muss ich schmunzeln, da ich gerade gesagt habe, dass ich am liebsten Klassik lese (und so ist es auch!), doch mein Lieblingsbuch ist tatsächlich aus einer anderen Liga. Es ist Paulo Coelhos »Der Alchimist«. Nicht wegen seines literarischen, sondern wegen seines inspirierenden, geistigen Wertes. Ich las es zum ersten Mal in meiner Jugend und es bewegte mich und meine Seele sehr! Ach, und »Der Kleine Prinz« von Antoine de Saint-Exupéry ist mir ebenfalls heilig.
Viele kennen es, doch nicht alle haben es tatsächlich gelesen und GEFÜHLT, geschweige denn verstanden – und es geht wirklich unter die Haut!

Welches Buch liegt aktuell auf Ihrem Nachttisch?
Aktuell begleitet mich »Mephisto« von Klaus Mann durch meinen Lesealltag.

Haben Sie manchmal Schreibblockaden? Was tun Sie, um diese zu lösen?
Ich würde nicht sagen, dass ich manchmal Schreibblockaden habe, da ich den Schreibzustand nie aktiv herbeisteuere, wie ich bereits sagte. Doch mir ist aufgefallen, dass ich nur dann viel, qualitativ und gut schreibe, wenn ich raus aus dem Alltag bin – und zwar so weit weg wie möglich. Obwohl diese Korrelation nicht immer greift, es ist lediglich eine Beobachtung. Ich bin generell der Meinung, dass das Schreiben die Freiheit des Geistes ist, und so möge man seinen Geist so weit es geht von allem ihn einengenden befreien, damit das Schreiben »flutscht«. Das wäre also mein Tipp.

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?
Meine Freizeit widme ich – sobald alles Organisatorische und Ähnliche, was im Alltag so anfällt, erledigt ist – dem Körper und der Seele. Ich gehe sehr viel in unser Staatstheater (vor allem ins Schauspiel, aber auch in die Oper), mache Sport (am liebsten Schwimmen und Tanzen), treffe mich mit meinen Freunden, gehe in der Natur mit meinen Hunden spazieren. Aber ich bin keine Heilige und muss an dieser Stelle auch zugeben, dass ich manchmal auch sehr faul bin und am liebsten auf der Couch liege und Konsole zocke – ich meine, wir sind alle bloß Menschen, nicht wahr? 🙂

Dieses Interview darf unter Angabe der Quelle (Karin Fischer Verlag 2023) verwendet werden.